Zenit.org: Predigten und geistliche Ansprachen im Vatikan sind kein ausschließliches Privileg des Papstes. Auch das Oberhaupt der katholischen Kirche versteht sich als Zuhörer – besonders in den besinnlichen Zeiten des Kirchenjahres.
In den vergangenen Jahrhunderten war die Homilie eines Papstes sogar eher die Ausnahme. Nur zu ganz besonderen Gelegenheiten legte er den Gläubigen bei der Feier der Heiligen Messe die Heilige Schrift aus. Es war üblich, dass zu bestimmten Festen Ordensleute und Priesterstudenten der verschiedenen römischen Kollegien bei der feierlichen Papstliturgie predigten. So hatte am Hochfest Allerheiligen ein Alumne des Collegium Germanicum-Hungaricum, des deutsch-ungarischen Priesterseminars in Rom, vor den Papst zu treten. Zudem gab es im Vatikan einen eigens bestimmten Prediger aus dem Ordenstand, der in der Advents- und Fastenzeit dem Papst, den Kardinälen, den Kurienbischöfen und den Angehörigen des Römischen Hofs geistliche Ansprachen hielt.
Den Prediger des Papstes gibt es noch heute. Im diesjährigen Advent wird er an vier Tagen (am 2., 9., 16. und 23. Dezember) im Papstpalast, in der Kapelle „Redemptoris Mater“ jeweils um 9.00 Uhr seiner Aufgabe nachkommen. Die Predigtreihe im Advent 2006 steht unter dem Thema: „‚Wir verkündigen Jesus Christus als den Herrn‛ (2 Kor 4,5) – Der Glaube an Jesus Christus heute“.
Mit Blick auf den Apostel Paulus, den Evangelisten Johannes und die Glaubensaussagen des Konzils von Nicäa wollen die vier Adventspredigten eine Betrachtung der aktuellen Lage des Glaubens an Jesus Christus geben. Die Predigtreihe fragt nach den Herausforderungen, denen sich heute zu stellen ist. Die Meditationen sollen helfen, sich auf das Weihnachtsfest so vorzubereiten, dass man den Erlöser empfängt wie Maria, die „im Glauben den gebar, den sie im Glauben empfangen hatte“ (heiliger Augustinus).
Ulrich Nersinger